Wenn man Schlafstörungen hat, dann ist es ein Segen, dass man spät Nachts nochmal den Fernsehen einschalten kann und eine sehr gute und erhellende Diskussion über die „Herrschaft der Zahlen“ verfolgen kann.

Der Philosoph Richard David Precht und der Astro-Physiker und Philosoph Prof. Dr. Harald Lesch (u.a. Leschs Kosmos) diskutierten zu später Stunde, ob unsere Welt von „Zahlen“ erdrückt wird. Von Zahlen, die wir in unseren Wirtschaftssystemen, in der Lehre und Forschung, in den Schulen, beim Geld und mittlerweile in allen unseren Lebensbereichen wiederfinden, die alles programmierbar, gleich und vergleichbar machen (und sich die zu vergleichenden Objekte somit immer auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner befinden) und einen immer stärker werden Fokus auf das Datensammeln legen.

Müssen alle Schulkinder eines Jahrgangs verteilt über ein Bundesland, unserer Republik oder sogar in Europa das Gleiche leisten können? Um das festzustellen, werden alle Schüler auf die gleiche Prüfung vorbereitet und geprüft. Daraus entsteht dann eine riesengroße Datenmenge. Diese Unmengen an Daten können kaum sinnvoll ausgewertet werden. Trotzdem werden sie auf wenige Informationen gewichtet, verteilt, formalisiert und abschließend zusammengestaucht, um dann von einem Referenten eines Ministers auf 3 Zahlen reduziert zu werden. Aus dieser stark reduzierten Vorgabe wählt dann ein Redenschreiber eine Zahl aus, die der Herr oder die Frau Minister dann vorträgt.

Die Herrschaft der Zahlen – es ist ein Graus

Für mich als Zahlen-Agnostiker war das genau der richtige Beitrag: Wir leben in einer von Zahlen dominierten Welt. Alles und Jede/r wird messbar gemacht und miteinander verglichen. Das ist einfach furchtbar. Es ist der Tod jeglicher Kreativität. Harald Lesch drückte es im Beitrag sehr schön aus: „Er ist sehr froh, dass er zu seiner Schulzeit nicht vermessen wurde und verglichen wurde (so ähnlich). Was wäre sonst nur aus ihm geworden?“

Sehr anschaulich und teilweise auch von sehr weit hergeholt – die alten Griechen mussten auch als Teil der geschichtlichen Entwicklung mit ran – diskutierten die beiden wie uns die Zahlenwelt beherrscht.

Von Harald Lesch stammt – in einem anderen Zusammenhang – auch die Aussage, dass wir unseren Unterricht endlich wieder freier gestalten müssen. Unsere Kinder brauchen nicht mehr Mathe, sondern mehr Sport, Musik und Kunst. Nur dann werden sie in der Lage sein, die komplexen Herausforderungen in ihrem Leben zu meistern. Diese Aussage ist auf den ersten Blick insofern verwunderlich, als dass Harald Lesch als Professor der Astro-Physik sicherlich ein sehr starkes Faible für Mathematik hat. Man könnte also erwarten, dass er gerne die Kinder nach 6 * 45 Minuten Frontalunterricht am Nachmittag gerne noch seine Sternenberechnungen Nahe bringen möchte. Aber nichts dergleichen ist sein Ansinnen – im Gegenteil!!!

Ich werde mir den Beitrag auf jeden Fall in den kommenden Tagen, bevor er leider aus der Mediathek wieder verschwinden wird, ansehen.

Richard David Precht und Harald Lesch

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