Der aktuell laufende Wandel vom Industriezeitalter hin zum Wissenszeitalter – getrieben von der all umfassenden Digitalisierung – sorgt dafür, dass alle Abläufe, Prozesse und Handlungen, die in ihrer Art „kompliziert“ sind, in Zukunft immer mehr durch Computer und Roboter gelöst und ausgeführt werden können.

Ein Rückblick

Vor ca. 100 Jahren hat das Industriezeitalter (Taylorismus) begonnen: Ungebildete Arbeiter wurden ans Band gestellt und von einer kleinen Gruppe gut ausgebildeter Manager geführt. Entsprechend war das Schul- und betriebliche Weiterbildungssystem aufgebaut: Mit vergleichsweise wenigen Mitteln mussten viele Menschen auf ihre Arbeit in den Fabriken vorbereitet werden. Das System zeichnete sich dadurch aus, dass an zentraler, meist weit entfernter Stelle über die Qualifikation vieler Menschen entschieden wurde. Die Inhalte waren identisch und für alle gleich, die Anpassungszyklen langwierig und die Bedeutung individueller Bedürfnisse gering.

Im Laufe des Jahrhunderts hat sich durch die Automatisierung und die Entstehung neuer Berufe vieles geändert, aber das Bildungssystem ist vergleichsweise statisch geblieben. Beispiel: Bis heute dürfen Schüler in Prüfungen nicht abschreiben, im Unternehmen erwarten wir aber Teamarbeit (teilen von Informationen)!

Im Wissenszeitalter ändern sich die Spielregeln komplett: Menschen werden dort – uneingeschränkt – zum Einsatz kommen, wo die Aufgabenstellung „komplex“ (unbekannte Einflüsse und Faktoren) ist und somit nicht mehr vorhersagbar ist. Dafür brauchen sie die Fähigkeiten, mit im Ergebnis unbekannten Aufgabenstellungen umzugehen, uneingeschränkten Zugriff auf Informationen und Experten (individuelles Netzwerk).

Das hat massive Auswirkungen auf die Unternehmen und die Bildungsangebote. Zentralistisch geführte und stark hierarchische Organisationen mit ausgeprägten Regeln und Prozessen können den Herausforderungen nicht mehr gerecht werden. Unternehmen müssen sich entzentralisieren und Bildung muss individueller, kreativer und modularer werden. Prüfungen/Aufgaben müssen offener im Ergebnis werden und sie sollen gemeinschaftlich gelöst werden können.

Bildung 4.0 verändert:

  • Bildung 4.0 und Digitalisierung muss (trotz aller zu befürchtender möglicher negativer Folgen) positiv beschrieben werden, da die Veränderungen kommen werden und gemeinsam gestaltet werden müssen!
  • Daten und Informationen sind in beliebiger Menge und Qualität verfügbar – wir müssen lernen, die relevanten Informationen zu finden, sie mit unseren Erfahrungen zu unserem eigenen Wissen zu machen und dieses zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Anwendung (Können) zu bringen.
  • Kein Lernen auf Vorrat mehr, sondern lernen von Kompetenzen (Wie kann ich? Was brauche ich? Woher bekomme ich? etc. )
  • Digitalisierung heißt auch Vielfalt und Erweiterung des Spektrums an Möglichkeiten – analog und digital: Das persönliche Gespräch, Mentoring, das gedruckte oder digitale Buch, das Tablett, das digitale Whiteboard oder Flipcharts, vernetztes und individuelles Arbeiten in gleichen Raum oder virtuell usw.
  • Ausbildung auf Augenhöhe: Das digitale Wissen der „Jungen“ gemeinsam mit den Erfahrungen der „Alten“
  • Demokratisierung der Lehre: Lernende werden zu Lehrenden und umgekehrt
  • Neue Formate und Technologien unterstützen das neue Lernen: UnKonferenzen (z.B. Barcamps), virtuelle Klassenräume, Social Networks, Virtual Reality, virtuelle, „intelligente“ Assistenz Systeme („Siri“ von Apple im Lernkontext) uvm.

Neue Schwerpunkte bei der Ausbildung:

Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, braucht es neue Schwerpunkte bei der Aus-Bildung 4.0:

Medienkompetenz: Umgang mit Informationen und Daten, Vielfalt an Methoden, Beherrschung von IT

Soziale Kompetenz: Moderations- und Diskussionsfähigkeit, kritisches Denken, gemeinsames Arbeiten, Problemlösungen im Team, Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Gestalten lernen: Was ist die Aufgabenstellung? Wie kann eine neue Lösung aussehen? Was will mein „Kunde“ (intern oder extern) – Das sind Fragen, die bei „Design Thinking“ beantwortet werden müssen

Codieren lernen: Wie funktionieren Prozesse? Wie „erklärt“ man es dem Computer (Umsetzung)?
Codieren heißt nicht unbedingt programmieren, sondern das Verstehen und die Gestaltung von Abläufen.

 

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